Noch keine Trendwende in Sicht
Drei Jahre nach der Reform des Deutschen Sportabzeichens stabilisieren sich die Zahlen / Die Lücke

Seit 1913 gibt es das Deutsche Sportabzeichen. Von 1953 bis heute wurde alleine das Goldene Sportabzeichen fast 690.000 Mal erreicht. 2013, zum 100. Geburtstag des Breitensport-Ordens schrieb Bundespräsident Joachim Gauck in seinem Grußwort: „Wer das Deutsche Sportabzeichen trägt, ist Teil einer großen Bewegung. Dabei denke ich an die beeindruckenden Ergebnisse, die seit 100 Jahren beim Laufen, Schwimmen, Radfahren, Springen oder Kugelstoßen erreicht wurden. Aber ich denke auch an die lange Wegstrecke, die das Sportabzeichen in unserer Gesellschaft insgesamt seit 1913 genommen hat.“ Diese Wegstrecke verlief keineswegs immer geradlinig, sondern war während dieser 100 Jahre immer auch den Einflüssen der gesellschaftlichen Entwicklungen, aber auch der Politik, vor allem während der Nazizeit ausgesetzt.
Neue Regeln sollen Zukunft sichern
Auch wenn die politische Einflussnahme inzwischen zurückgegangen ist und die politische „Bedeutung“ des Sportabzeichens keine wirkliche Rolle mehr spielt, den Veränderungen der Gesellschaft muss sich das Deutsche Sportabzeichen immer wieder stellen. So war es nur logisch, dass zum 100. Geburtstag die Regeln für den Erwerb neu gefasst wurden.
Ziel dieser Reform war unter anderem, die Zahl der erwachsenen Sportabzeichenerwerber zu erhöhen. Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung formulierte einen der Hauptgründe für die Reform damals im Interview (SiH 12/2013): „Wir haben beispielsweise einen großen Mangel an Absolventen mittleren Alters; gut drei Viertel der Verleihungen gehen an Kinder und Jugendliche – diesen Zuspruch können wir aber nicht in die folgenden Altersgruppen hinüber retten. Dafür muss es Gründe geben.“
Trendwende noch nicht erreicht
Angesichts der aktuellen Zahlen (Quellen: DOSB, lsb h) ist die beabsichtigte Trendwende bei den erwachsenen Absolventen – auch in Hessen – allerdings noch nicht geschafft. Nach einem Rückgang um über 5.600 Abnahmen im Jahr 2014, hat sich die Gesamtzahl der in Hessen abgelegten Sportabzeichen 2015 mit fast 61.000 abgelegten Prüfungen stabilisiert. Allerdings besteht die Lücke zwischen der Anzahl der jugendlichen und der erwachsenen Absolventen immer noch. In Hessen hat sie sich sogar etwas vergrößert. Auch 2015 waren immer noch mehr als 75 Prozent der Absolventen Kinder und Jugendliche, auf Erwachsene entfiel nur ein knappes Viertel der in Hessen abgelegten Sportabzeichen.
Fulda-Hünfeld an der Spitze
Spitzenreiter bei den abgelegten Sportabzeichen, sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern und Jugendlichen in Hessen, ist der Sportkreis Fulda-Hünfeld (8.544 abgelegte Prüfungen), gefolgt von den Sportkreisen Darmstadt-Dieburg (8.313) und Offenbach (4.007). Es überrascht somit auch nicht, dass der Sportkreis Fulda-Hünfeld das diesjährige „Gastspiel“ der DOSB-Sportabzeichentour in Hessen organisiert hat. Die besondere Herausforderung war dabei der Schwerpunkt Inklusion, eine Herausforderung, die von den Organisatoren mit Bravour gemeistert wurde.
Vielfältiges Engagement
Dahinter steht, nicht nur im Sportkreis Fulda-Hünfeld, sehr viel Engagement, vor allem durch die Sportabzeichen-Beauftragten der Sportkreise und die Prüferinnen und Prüfer aus den Vereinen. 4.300 Frauen und Männer stehen in Hessen für das Sportabzeichen regelmäßig auf den Sportplätzen, leiten Trainingsstunden an und nehmen die Prüfungen ab. Davon dürfen 270 das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung prüfen, alleine in den vergangenen drei Jahren haben sich über 150 Prüferinnen und Prüfer dahingehend weiterqualifiziert.
Eine wichtige Rolle in der Weiterentwicklung des Sportabzeichens spielen auch die verschiedenen Wettbewerbe die vom Landessportbund und den Sportkreisen, meist in Kooperation mit örtlichen Banken oder Sparkassen ausgelobt werden. Im jährlichen Wechsel wird vom lsb h ein Wettbewerb für Familien und Vereine organisiert, in zahlreichen Sportkreisen gibt es Schulwettbewerbe, bei denen sich die Schulsportkoordinatoren sehr engagiert für die Integration des Sportabzeichens in den Schulsport einsetzen.
Markus Wimmer
Weitergehende Informationen:
www.landessportbund-hessen.de/bereiche/sportentwicklung/sportabzeichen.
Ansprechpartnerin ist Brigitte Ebers,
die per Telefon unter 069/6789-447 oder per E-Mail an: bebers@lsbh.de, erreicht werden kann.